H1 bis H6: Die Überschriften in WordPress
24. Februar 2021
geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Um längere Texte leichter erfassen zu können, besitzen sie im Print- wie im Online-Bereich häufig visuelle Auflockerungen in Form von Zwischenüberschriften („Headlines“). So ist der Text übersichtlich strukturiert und die Leser fühlen sich nicht von einer Buchstaben-Flut überrollt. Insofern ist es also bei Websites grundsätzlich eine gute Idee, Blog-Posts und Artikel mit entsprechenden Einschüben zu verfassen. Im Idealfall befolgt man dabei auch eine eigentlich simple Regel, die ziemlich häufig ignoriert wird: Die richtige Reihenfolge der Überschriften von der <h1> bis zur <h6>.
Damit unterscheidet sich die Verwendung von Überschriften im Online-Bereich von der in Print-Produkten. Auf Websites basieren Überschriften auf HTML und damit sind sie sozusagen fertige Bausteine. Diese werden mit einer bestimmten Absicht entwickelt und sollten auch dementsprechend eingesetzt werden. Schließlich spielen die HTML-Elemente auch eine Rolle für das Crawling einer Website durch Suchmaschinen.
Überschriften sind auch für Suchmaschinen (relativ) relevant
Wie groß die Rolle ist, wird ausdauernd diskutiert. Schließlich gibt es nach aktuellem Kenntnisstand über 200 Faktoren, die für das Ranking von Google eine Rolle spielen und durchschnittlich etwa drei Updates pro Tag (vgl. Gary Illyes und John Mueller auf Twitter). Dabei ist allerdings auch zu betonen, dass nicht alle dieser Faktoren und nicht alle dieser Updates für jede einzelne Website eine Rolle spielen. Manche betreffen eher Nachrichten-Portale, andere sind für Online-Shops relevant. Für diese Kriterien gilt aber trotzdem, dass sie einer dynamischen Entwicklung unterliegen.
Dieser stetige Wandel zeigt sich auch in der Vielzahl von sich teilweise widersprechenden Artikeln zu dem Thema (je größer der Zeitraum der gesammelten Artikel, desto vielfältiger die Ansichten). Das ist logisch, denn vor zehn Jahren hatte zum Beispiel das Smartphone noch keine besondere Bedeutung. Inzwischen gilt bekanntlich „mobile first“. Die Vielfalt unterschiedlicher Artikel mit ebenso unterschiedlichen Aussagen betrifft aber nicht nur übergeordnete Faktoren wie die mobile Suche, sondern auch Dinge wie eben die Headlines eines Textes. Das beginnt schon mit der Relevanz, die Headlines angeblich (nicht) haben. Von „völlig egal“ bis hin zu „möglichst viele Zwischenüberschriften einbauen“ ist jede Ansicht mehr oder weniger vehement vertreten.
Grundsätzlich lässt sich als gemeinsamer Nenner festhalten: Headlines schaden nicht, wenn sie richtig (sprich: sinnvoll) eingesetzt werden. Sie sind dann aber auch nur ein Faktor von vielen und sorgen nicht alleine für ein erheblich besseres Ranking. Das gilt natürlich auch für alle anderen Faktoren genauso.
Vorsicht vor häufigen Fehlern
Ebenfalls große Einigkeit herrscht bei den Fehlern, die man beim Einsatz von Überschriften machen kann. Die Reihenfolge und Struktur ist dabei ebenso wichtig wie die Formulierungen. Keyword-Stuffing (also die übermäßig häufige Wiederholung eines bestimmten Keywords) ist ein Tabu (übrigens nicht nur bei Überschriften, vgl. z.B. Xovi Handbuch oder Ryte Wiki) und wie immer bei Texten gilt auch hier: für den Leser schreiben, nicht für die Suchmaschine. Das heißt, dass die Überschriften den Besuchern einer Website helfen sollen, den Text zu erfassen und die gesuchten Informationen zu finden.
Längere Texte brauchen eine klare Struktur
Es geht nicht darum, den Suchmaschinen ein bestimmtes Keyword an unzähligen Stellen besonders hervorgehoben vor die Nase zu halten. Das war vor einigen Jahren vielleicht noch hilfreich, inzwischen sind die Algorithmen allerdings weitaus komplexer aufgebaut und erfassen Texte nicht mehr nur in Einzelteilen. Daher geht die allgemeine Empfehlung inzwischen nicht mehr zu vielen spezialisierten Unterseiten zu eng umrissenen Themen, sondern zu möglichst umfassenden (aber gut strukturierten) Informationsangeboten (z.B. zu einer einzigen Seite über diverse Getreidesorten anstelle von diversen Seiten zu jeweils nur einer Sorte). Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Das richtige Keyword in der richtigen Headline
Es ist natürlich gut, ein (primäres) Keyword in der Headline unterzubringen, idealerweise natürlich in der h1. Die beschreibt schließlich, worum es im gesamten Text geht. Im oben genannten Beispiel wäre „Getreide“ oder „Getreidesorten“ also ein Begriff, der in der h1 auftauchen sollte. In den Zwischenüberschriften ist das primäre Keyword ebenfalls gern gesehen, allerdings nur, wenn es sinnvoll erscheint. Wer krampfhaft versucht, einen bestimmten Begriff in jeder Überschrift unterzubringen, erweckt schnell den Eindruck von Spam. Davon abgesehen fasst eine Zwischenüberschrift ja nur einen Teil des gesamten Textes zusammen – wer nur hier das (Haupt-)Keyword platziert, schmälert seine Bedeutung zwangsläufig.
Überschriften sollen Sinn stiften
Außerdem sollten Zwischenüberschriften generell nur dort platziert werden, wo sie Sinn ergeben (wie alle anderen Elemente übrigens auch). Wer kohärente Absätze durch überflüssige Überschriften auseinander reißt, sabotiert sich selbst. Ein Abschnitt mit vier Absätzen über das Fahrverhalten eines Autos sollte deshalb nicht vier gleichwertige h2-Überschriften bekommen, sondern nur eine (z.B. „Das Fahrverhalten des CarX“). Wenn man genauer ins Detail gehen möchte (z.B. über Beschleunigung, Kurven- und Bremsverhalten) kann man ggf. mit h3-Überschriften zusätzliche Struktur schaffen. Allerdings sollte dann nicht unbedingt jedes Mal das Keyword eingebunden werden (also nicht „Beschleunigung des CarX“, „Kurvenverhalten des CarX“ etc., sondern eher „Schnelle Beschleunigung“, „Stabile Kurvenlage“, o.ä.). Texte sollen eben gut lesbar sein und den Leser weder aus dem Rhythmus bringen noch anstrengen.
H1 und H2 als Standard-Ausstattung
Grundsätzlich ist es also eine gute Idee, Überschriften für Texte zu nutzen. Selbst extrem kurze Texte haben in der Regel mindestens den Titel, der zugleich die h1-Überschrift darstellt. Bei längeren Texten ergibt sich automatisch der Einsatz von Zwischenüberschriften – schließlich gilt inzwischen eine grobe Empfehlung von mindestens 500 Wörtern für den gesamten Text und maximal 150 Wörtern pro Absatz. Daraus ergibt sich folglich, dass ein Text zumindest theoretisch aus ca. drei bis vier Absätzen besteht und damit neben der h1 Platz für mindestens eine h2 (in der Mitte des Textes) bietet.
Struktur statt Design
So viel zur Theorie, in der Praxis begegnen mir allerdings immer wieder Websites, die sich nicht unbedingt an dieses Muster halten und entweder gar keine oder zu viele Zwischenüberschriften aufweisen. Auch deren Reihenfolge ist nicht immer logisch und vor allem bei WordPress-Websites fallen mir immer wieder Seiten auf, bei denen die Wahl der Headlines offenbar lediglich auf dem Design basiert (was übrigens weder für die SEO- noch die CSS-Kenntnisse der Verantwortlichen spricht).
Vor allem bei Premium Themes wie Avada oder Enfold ist das ein relativ häufiges Phänomen. Bei individuellen Themes ist es eher seltener der Fall, hier wird schließlich in der Regel sowieso jede Headline-Klasse dem Bedarf entsprechend gestaltet. Jede bedeutet in dem Fall, dass es sich meist um sechs verschiedene Headlines handelt. Diese lassen sich nämlich in der Bearbeitungsmaske auswählen – sowohl im klassischen Editor als auch im neuen Gutenberg-Modell. Die Headlines sind nach Ebenen geordnet, beginnend bei <h1> (oder „Überschrift 1“) bis <h6>.
Bitte nur eine <h1>
Die Auswahl dieser Klassen sollte so erfolgen, dass sie eine sinnvolle Gliederung des Textes bewirken. Die Überschrift ist dabei mit <h1> auszuzeichnen, was in aller Regel auch automatisch für den Titel des Beitrags erfolgt. Deshalb sollte man die <h1> normalerweise nicht manuell im Editor auswählen. Schließlich sollte diese Klasse nur ein einziges Mal auf jeder Unterseite vergeben werden. Wichtiger ist deshalb die nächste Ebene, die mit der <h2> markiert wird. Auch hier gilt quasi eine vererbte Exklusivität: In jedem mit einer <h2> überschriebenen Abschnitt sollte auch nur eine <h2> vorkommen. Allerdings kann es innerhalb dieses Bereichs wieder mehrere <h3>-Überschriften geben. Innerhalb dieser können dann wieder mehrere <h4> genutzt werden (aber eben keine weitere <h3>).
Ein Beispiel für eine tiefe Headline-Struktur
Ein konkretes Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie schreiben einen Text zum Thema Wohnungseinrichtung. Neben einer allgemeinen Einleitung könnten Sie zum Beispiel auf verschiedene Zimmer eingehen und diese wiederrum in diverse Bereiche bzw. Möbel unterteilen. Die <h1> wäre dann dem Titel des Textes vorbehalten, also zum Beispiel „Wohnungseinrichtung für ein gemütliches Zuhause“. Als nächstes folgt die <h2>-Ebene, die es wie gesagt mehrfach geben kann. Sie könnten also <h2>-Überschriften für die Abschnitte über das Schlafzimmer, das Wohnzimmer, die Küche und das Badezimmer vergeben.
Diese lassen sich ebenfalls unterteilen, wofür die <h3> genutzt wird. Für das Schlafzimmer könnte man also beim Bett, dem Kleiderschrank und bei Dekorationen noch weiter ins Detail gehen. Dafür lässt sich dann die <h4> nutzen, um z.B. die Wahl der Matratze oder der Bettwäsche genauer zu beschreiben. Sogar eine <h5> kann hier hilfreich sein, z.B. um beim Thema Bettwäsche noch genauer auf die unterschiedliche Materialien, Größen oder Farben und Muster einzugehen. Konkret könnte die grundlegende Struktur des beschriebenen Textes also so aussehen:
- H1: Wohnungseinrichtung
- H2: Schlafzimmer
- H3: Bett
- H4: Bettwäsche
- H5: Material
- H6: Jersey
- H6: Microfaser
- H6: Satin
- H5: Farbe/Muster
- H5: Größe
- H5: Material
- H4: Matratze
- H4: Beleuchtung/Nachttisch-Lampe
- H4: Bettwäsche
- H3: Kleiderschrank
- H4: Konstruktion (offen/geschlossen, Klapptür/Schiebetür)
- H4: Inneneinrichtung (Fächer/Kleiderstangen/Körbe/Schuhregal)
- H3: Dekoration
- H4: Bilder
- H4: Spiegel
- H4: Vorhänge/Jalousien
- H3: Bett
- H2: Wohnzimmer
- H3: Esstisch
- H3: Sofa/Sessel
- H2: Küche
- Küchengeräte
- Küchenmöbel
- Lebensmittelaufbewahrung
- H2: Badezimmer
- H2: Schlafzimmer
Das Verhältnis von Headlines und Text
Die oben stehende Liste lässt sich natürlich noch nahezu beliebig erweitern und muss umgekehrt auch nicht zwangsläufig diese Struktur aufweisen. Jeder Headline sollte auch ein Minimum an Text folgen, um den gesamten Beitrag nicht zerstückelt wirken zu lassen. Wer zum Beispiel die unterschiedlichen Materialien für Bettwäsche lediglich in einem Satz aufzählt, sollte keine einzelnen Abschnitte dazu anlegen. Das ist nur sinnvoll, wenn man auch wirklich detaillierte Infos ansprechen möchte, wie z.B. die Qualität, das damit verbundene Schlafgefühl, unterschiedliche Preisklassen oder Pflegehinweise. Ein Abschnitt, der nur einen Satz enthält, sollte besser in den übergeordneten Bereich eingegliedert werden. Keine Sorge übrigens, falls ein Abschnitt mal etwas länger ausfällt. Wenn eine Headline hier in Hinblick auf die Gliederung nicht angebracht ist, kann man den Text auch ohne große CSS-Kenntnisse alternativ auch mit einem Zitat oder Bild auflockern. Entsprechende Blöcke bzw. Elemente sind im WordPress-Editor ja auch vorhanden.